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Ich bin Veganer, aber im Geheimen! Seit ich versuche vegan zu leben, passieren nämlich merkwürdige Dinge: Menschen, die ich kaum oder gar nicht kenne, machen sich Sorgen um mein Blutbild, meine Eisenwerte, meine Eiweißaufnahme und meinen Vitaminstatus.
Von einem 100 Kilo schweren Bluthochdruckpatienten wurde mir nach seinem 6. Glas Rotwein schwitzend prophezeit, dass ich das Jahr 2015 nicht mehr erleben werde, wenn ich SO, er sagte „veganesisch“, weitermache. Vegetarisch ginge ja so gerade noch, aber veganesisch, das sei Selbstmord! Prost!
Darf ich bitte vegan sein?
Dabei fühle ich mich so gut! Ich habe Energie für zwei, viel mehr Spaß an Sport, es geht mir super! Darf ich das nicht? „Der große Mettkampf“ bei „Britt“, „Warum Fleischesser Veganer anfeinden“ in der SZ, „Fleisch gehört dazu“ in der taz – warum macht sich die ganze Welt plötzlich solche Sorgen um uns Veggies? Je mehr vegan zum Trend wird – sexy Attila Hildmann sei Dank – desto mehr rasten eingeschworene Fleischesser aus. Warum? Ich habe nur zwei schlappe Erklärungen:
Ausbruch aus der kollektiven Schuld?
Okay, ich sabbere noch leicht, wenn ich im Supermarkt an Nicolette Vanillequark vorbeigehe. Aber nichts schmeckt so lecker wie das Gefühl, weniger Tierleid zu verursachen. Nehmen mir Nicht-Veganer das übel? Dass ich nicht mehr mitmache? Tragen sie jetzt mehr Schuld, weil ich weniger trage?
Schlechtes Gewissen?
Tierschützer sind nervig. Überall posten sie dieses Zeug: blutige Schlachthofbilder, traurige Kälbchen, unschöne Szenen aus der Massentierhaltung. Das geht nicht spurlos am User vorbei. Das Gewissen meldet sich. Man verteidigt sich. Mehr oder weniger aggressiv. Mehr oder weniger logisch.
Mein Brokkoli weint nicht
Ein faszinierendes Phänomen: Bodenständige Fleischesser, die mir eben noch einen schmerzend nüchternen Vortrag über Nutztiere gehalten haben, entdecken ihre esoterische Ader. Da ich mich immer noch nicht überzeugen lasse, dass Kühe von uns gegessen werden WOLLEN, schütteln sie nun ihren allerletzten Trumpf aus dem Ärmel:
„Wenn dir Tiere leid tun, darfst du auch keine
Pflanzen mehr essen. Vielleicht haben die auch Gefühle.“
Geht’s noch? Wenn es so ist, dann bin ich halt jetzt ein Pflanzenmörder. Sorry, Brokkoli, ich habe deine Schreie nicht gehört, deine Tränen nicht gesehen. Und selbst wenn ich Pflanzen morde, rechtfertigt das dann irgendwie euren Fleischkonsum?
Holy Veggie – holy shit!
Ebenso verblüffend wie unverschämt: Menschen, die selbst zu keinerlei Verzicht bereit sind, verlangen von mir im Gegenzug die totale Askese:
„Wenn dir Tiere leid tun, darfst du auch keine
Pflanzen mehr essen. Vielleicht haben die auch Gefühle.“
Ich darf keine Lederschuhe, Ledertaschen etc. mehr haben.
Stimmt, ich denke darüber nach. Vielleicht werde ich wirklich in Zukunft andere Materialien bevorzugen. Daunenjacken kaufe ich übrigens schon lange nicht mehr. Aber wie konsequent sind die Fleischesser selbst? Oder darf man ALLES, nur weil man Fleisch isst?
Veganer dürfen auch keinen Zucker!
Als ich mir neulich eine Holunderlimo beim Essen bestellte, triumphierte mein omnivorer Sitznachbar auf: „Weißt du eigentlich, wie viel Zucker da drin ist? Das ist auch nicht vegan! Da steht zwar „Bio“ drauf, aber das ist voller Zucker!“ Äh, ja, stimmt. Manchmal trinke ich sogar Alkohol! Und gern auch mal ein Glas zu viel.
Man will mir mit allen Mitteln beweisen, dass ich keine Heilige bin. Dabei ist das überhaupt nicht nötig. Es gibt noch genug zu tun – auch in meinem Leben. Das weiß ich. Ich bemühe mich.
Der Veggie-Day: Innovation oder Gefahr für die Demokratie?
Jetzt geht ein neuer Aufschrei durch die Republik: Der Veggie-Day! Was von den Grünen als innovativer Vorschlag konzipiert war und von der Regenbogenpresse als unsere Demokratie bedrohendes Landesgesetz hochgepusht wurde, empört den freiheitsliebenden Bundesbürger. Aber so was von!
Diese Einstellung ist so spießig wie der Sonntagsbraten. Statt stolz zu sein, dass deutsche Politiker ausnahmsweise mal eine innovative Idee umsetzen möchten, sehen wir unsere Freiheit bedroht. Statt offen zu sein und zu sagen: „Cool, ich hoffe, unsere Kantine macht das auch!“ tun wir so, als würde Frau Künast uns höchstpersönlich jeden Mittwoch mittels Magensonde und Spinat zwangsernähren.
In Rom darf man sonntags nicht mehr Auto fahren. Was passiert? Tausende Römer fluten die Innenstadt zu Fuß, per Rad, auf Inlinern. Es herrscht fröhlicher Trubel und gute Laune. Warum funktioniert das bei uns nicht? Warum verschränken wir bei jeder guten Idee bockig die Ärmchen und schieben beleidigt die Unterlippe vor? Der Gedanke hinter dem Veggie-Day ist doch gut! Das wisst ihr doch auch!
Wer den Veggie-Day als unerträgliche Bevormundung empfindet, der kann ja heimlich zu Hause noch ein Würstchen essen und sich über diesen kleinen persönlichen Staatsboykott ins Fäustchen lachen. Revolution!
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